Rückblick auf DKP-Veranstaltungsreihe “DAMALS WIE HEUTE GILT: NIE WIEDER FASCHISMUS!” in Marburg
„Ein Faschist, der nichts ist als ein Faschist, ist ein Faschist. Ein Antifaschist, der nichts ist als ein Antifaschist, ist kein Antifaschist.“ (Erich Fried)
Getreu dieses Zitats des österreichischen Lyrikers und antifaschistischen Widerstandskämpfers Erich Fried fand am 27. Oktober 2016 eine Podiumsdiskussion zum Thema „Antifaschismus heute – Krise, Kriminalisierung und Gegenstrategien“ im Hörsaalgebäude der Philipps-Universität Marburg statt. Diese Diskussionsveranstaltung stellte den Abschluss einer antifaschistischen Veranstaltungsreihe mit dem Titel „Damals wie heute gilt: Nie wieder Faschismus“ dar, die von der Deutschen Kommunistischen Partei (DKP) Marburg-Biedenkopf und der Sozialistischen Deutschen Arbeiterjugend (SDAJ) Marburg organisiert wurde.
Die Reihe beinhaltete pro Monat eine Veranstaltung. Dabei lag der Schwerpunkt auf dem deutschen Faschismus und dem aktiven Kampf gegen die Nazi-Ideologie und ihre verheerenden Auswirkungen auf Staat und Gesellschaft. Dementsprechend waren die Themenfelder vielfältig:
In den ersten fünf Veranstaltungen ging es vor allem um eine tiefergehende Auseinandersetzung mit dem historischen deutschen Faschismus. Dabei wurde die Bedeutung des Vernichtungs- und Arbeitslagers Auschwitz sowie der Aufstieg der NSDAP von verschiedenen Referenten, darunter dem in Marburg bekannten Historiker Dr. Friedrich-Martin Balzer, näher erläutert.
Neben dem Blick auf das faschistische Gewalt- und Tötungssystem erfolgte auch ein Blick auf die Täter. So wurden die diesbezüglichen Forschungen des Psychoanalytikers und Soziologen Wilhelm Reich zum „Typus des faschistischen Mannes“ von Christian Mark, einem regionalen Vertreter der DKP, näher vorgestellt und mit Hilfe der Forschungsergebnisse von Klaus Theweleit zum „Lachen der Täter: Breivik, NSU u.a.“ mit der heutigen Entwicklung in Zusammenhang gebracht.
Das es in Deutschland auch einen aktiven antifaschistischen Widerstand gab, wurde anhand des von Bernd Langer eindrucksvoll dargestellten illegalen Lagerwiderstands im Konzentrationslager (KZ) Buchenwald deutlich. Auch hier erfolgte der Blick auf einzelne antifaschistische Widerstandskämpfer.
Beispielgebend steht hier der Name von Kurt Julius Goldstein, einem jüdischen Kommunisten, Spanienkämpfer, Überlebenden der KZs Auschwitz und Buchenwald – er war bis ins hohe Alter Funktionär im internationalen Verband der Widerstandskämpfer und immer aktiv im Kampf gegen den (Neo-)Faschismus. Um seiner zu erinnern wurde der von Dr. Friedrich-Martin Balzer produzierte und vertriebene Film „Vorwärts und nicht vergessen! – Kurt Julius Goldstein. Ein Porträt“ im mit über 60 Gästen überfüllten DGB-Haus gezeigt.
Im zweiten Teil der Reihe rückten dann aktuelle Themen in den Vordergrund. So gab es den spannenden Vortrag „Aufstand des Abendlandes – AfD, Pegida & Co.“, anlehnend an das gleichnamige Buch des Sozialwissenschaftlers Phillip Becher.
Auch die Verbindungen der hessischen CDU zu rechtsradikalen Kreisen in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart wurden in Form einer Podiumsdiskussion thematisiert. Dafür konnten zwei Referenten der hessischen Landtagsfraktion der Partei Die LINKE gewonnen werden.
Um nun eine antifaschistische Praxis aus den zuvor behandelten Inhalten der Vortragsreihe zu entwickeln und dabei im offenen Dialog zu diskutieren, hatten die Organisatoren am 27. Oktober zu einer abschließenden und hochkarätig besetzten Podiumsdiskussion eingeladen. Von Seiten des Deutschen Gewerkschaftsbunds nahm mit Dr. Ulf Immelt der Organisationssekretär von Mittelhessen teil. Die linken Parteien vertraten Jan Schalauske, Landesvorsitzender der Partei die LINKE. in Hessen und Pablo Graubner, Bildungsreferent der DKP in Hessen. Zudem nahm der Bundesvorsitzende der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten (VVN-BdA), Dr. Ulrich Schneider, und mit Jenny Maurer auch eine Vertreterin einer aktiven antifaschistischen Gruppe in Gießen am Podium Teil.
Diskutiert wurde unter anderem die Frage, wie eine wirksame antifaschistische Strategie aussehen kann in Zeiten einer zunehmenden Rechtsentwicklung und einer scheinbaren seit Jahren anhaltenden Krise der Antifa. Außerdem ging es um die Frage, wie antifaschistische Bündnispolitik aussehen kann und muss und welche antifaschistischen Projekte und Aktivitäten es in der Region gibt. Dabei wurde von allen Vertreter deutlich gemacht, dass Antifaschismus mehr heißt als Nazi-Aufmärsche zu verhindern: Die soziale Frage muss in Betrieben, auf der Straße und auch im Parlament immer wieder gestellt und damit verbundenen Verbesserungen erkämpft werden, um einer zunehmenden Prekarisierung und Rechtsentwicklung breiter Bevölkerungsgruppen effektiv entgegenzuwirken.
Die Organisatoren bewerten die Veranstaltungsreihe als einen vollen Erfolg. Vor allem der schlüssige Aufbau zeigte sich dann bei der Abschlussveranstaltung, bei der, die innere Systematik der Vortragsreihe durch häufige Querverweise und die Bezugnahme zu vorhergehenden Veranstaltungen der Reihe deutlich wurde. Und ein weiterer Erfolgsgarant waren die Besucherzahlen. So wurde im Laufe der Zeit der gebuchte Raum im DGB-Haus zu klein, da er regelmäßig überfüllt war. Dementsprechend fand die letzte Veranstaltung im Hörsaalgebäude statt, die dann ebenfalls mit mehr als 60 aufmerksamen Zuhörern gut ausgefüllt war.