Lauffeuer – Eine Tragödie zerreißt Odessa zu Beginn des Ukrainischen Bürgerkrieges – Filmvorführung am 13. März 2023 im GEW-Sitzungssaal
Die DKP Marburg-Biedenkopf und die SDAJ Marburg-Gießen laden ein zu einem Filmabend am 13. März 2023 im GEW-Sitzungssaal. Wir werden mit “Lauffeuer” von Ulrich Heyden & Marco Benson einen Film zeigen, der die Brandangriffe auf das Gewerkschaftshaus am 2. Mai 2014 in Odessa zu Beginn des ukrainischen Bürgerkrieges dokumentiert und dabei die Rolle von Ultranationalen, der Polizei und Politik im Post-sowjetischen Raum in den Blick nimmt. Es handelt sich um eine Dokumentation über ein Schlüsselereignis des ukrainischen Bürgerkrieges und eine Stadt, die dadurch zerrissen wurde.
Um die Geschehnisse am und im Gewerkscharftshaus geschichtlich und politisch einordnen zu können haben wir den Historiker und Osteuropaexperten, Prof. Dr. Joachim Hösler (Historiker), eingeladen.
DATUM: 13. März 2023 (Montag)
ZEIT: 20:00 Uhr
ORT: GEW-Sitzungssaal, Marburg, Schwanallee 27-31
REFERENT: Joachim Hösler*
VERANSTALTER: DKP Kreis Marburg-Biedenkopf; SDAJ Marburg
KONTAKT: marburg@dkp.de facebook.com/DKP.Marburg | www.marburg.dkp.de/
Hintergrund des Films “Lauffeuer”
Am 2. Mai flüchtet sich eine Gruppe von regierungskritischen Aktivisten nach heftigen Auseinandersetzungen mit Anhängern des Euro-Maidan in das Gewerkschaftshaus in Odessa. Sie verbarrikadieren Fenster und Türen mit Allem, was sie in dem Haus finden, um sich vor den draussen stehenden Angreifern zu schützen. Als diese anfangen, Moltow-Cocktails auf das Gebäude zu werfen, ist die Lage nicht mehr zu retten. Das Gebäude fängt Feuer, über 48 Menschen kommen an diesem Tag ums Leben. Ein halbes Jahr später: Angehörige der Opfer halten regelmäßig Mahnwachen vor dem Haus ab. Hunderte strömen zu dem Haus auf dem großen Platz. Sie bringen Blumen und Schilder, um ihre Angehörigen zu gedenken. Der 2. Mai war für vielen Menschen in Odessa eine traumatische Erfahrung. Doch was genau geschah an diesem Tag und wie konnte es dazu kommen?
Die Regierung scheint sich für eine Aufklärung wenig zu interessieren und auch die großen europäischen Medien sind bei ihrer Berichterstattung kaum in die Tiefe gegangen. Es bleibt eine Tragödie, ein Schlüsselereignis zu Beginn des ukrainischen Bürgerkrieges und eine Zäsur in der jüngeren osteuropäischen Geschichte an der sich nun die Geister scheiden. Warum schritt die Polizei nicht ein? Warum kam die Feuerwehr erst nach 40 Minuten? Warum verschwanden auch nach dem 2. Mai noch viele Menschen, die den 2. Mai überlebt hatten? Gab es Organisatoren, welche diese Entwicklung bewusst herbeigeführt haben?
Dieser Dokumentarfilm nähert sich behutsam diesem schwierigen Thema und versucht Augenzeugen ernst zu nehmen. 16 Interviews halfen dabei den Tag und die großen Mengen an Youtube-Videos zu sortieren und hinterlassen letztlich ein recht vollständiges Bild der Ereignisse. Auch die Rolle von Polizei und Politik wird kritisch untersucht – der Film geht mehreren Spuren nach und muss doch einige Fragen offen lassen.
Letztlich zeigen sich an den Ereignissen in Odessa mehrere Aspekte, die ein besseres Verständnis für die Spaltungen in diesem Land ermöglichen. Eine Stadt in der Mitte des Landes, mit einer bunten ethnischen Zusammensetzung, stand wie keine zweite für eine plurale Ukraine – bis sie durch die politischen Entwicklungen des letzten Jahres und die Tragödie vom 2. Mai zerrissen wurde. Ebenfalls aufschlussreich sind die Reaktionen von Politikern, Experten und Bürgern der Stadt, die dem Zuschauer ermöglichen, das Ganze in einem größeren politischen Kontext zu sehen.
* apl. Prof. Dr. Joachim Hösler (* 22. September 1961) ist ein deutscher Politikwissenschaftler und Historiker, der von 2004 bis 2010 als Privatdozent am Seminar für Osteuropäische Geschichte an der Philipps-Universität Marburg tätig war und seit 2010 außerplanmäßiger Professor für Neuere und Osteuropäische Geschichte an der Universität Marburg ist. Vor allem zur Geschichte und zum politischen System der Sowjetunion und Russlands im 20. Jahrhundert arbeitet Hösler. In diesem Zusammenhang sticht seine Promotion über die Geschichte und Entwicklung der sowjetischen Geschichtswissenschaft von 1953 bis 1991 heraus.