UKGM – 40 MILLIONEN EURO PROFIT IM JAHR!

UKGM – 40 MILLIONEN EURO PROFIT IM JAHR

Vor zehn Jahren verscherbelte das Land Hessen das Uniklinikum Gießen-Marburg an die profitorientierte Rhön-Kliniken AG – für einen Betrag von 110 Millionen Euro, nur ein Bruchteil des tatsächlichen Wertes.

Bundesweit gilt diese Privatisierung als abschreckendes Beispiel. Aber die hessische CDU und FDP, die den Deal damals ausgeheckt haben, reden immer noch von einer Erfolgsgeschichte. Sie sind ja auch nicht betroffen von den Folgen ihrer damaligen Entscheidung.

Das Personal, die Patienten, Studierende, niedergelassene Ärzte, Fachverbände wie die Deutsche Krankenhausgesellschaft und der Marburger Bund sind entsetzt über die Folgen der Privatisierung.

Für das Personal wird die Arbeitshetze von Jahr zu Jahr schlimmer, die Überlastungsanzeigen häufen sich.

Die Studierenden klagen darüber, dass kaum ein Arzt noch Zeit hat, ihnen beim Unterricht am Krankenbett etwas zu erklären – obwohl ein beträchtlicher Teil der Gehälter des wissenschaftlichen Personals vom Land bezahlt wird, eben wegen der Lehraufgaben einer Uniklinik. Patienten werden zum Teil entlassen, bevor sie gesund sind, man spricht von „blutigen Entlassungen“. Schon öfter haben niedergelassene Ärzte, vor allem in Marburg, öffentlich dagegen protestiert.

Um solche Proteste abzustellen, will die Rhön AG freiwerdende Facharztpraxen aufkaufen und durch konzerneigene kliniksnahe Ärztehäuser ersetzen. All diese Missstände sind Folge der profitorientierten Krankenversorgung – nach nicht dementierten Presseberichten erwirtschaftet die Rhön AG Jahr für Jahr etwa 40 Millionen Euro mit dem Betrieb des Uniklinikums. Da in den von den Krankenkassen gezahlten Beträgen aber kein Anteil für Dividenden, Zinsen und Investitionen enthalten ist, kann jeder Überschuss nur auf Kosten des Personals und der Patienten erzielt werden.

Die herrschende Profitideologie hat vor zehn Jahren zur Privatisierung geführt. Diese fatale Entscheidung darf keinen Bestand haben – das Uniklinikum Gießen-Marburg muss wieder in öffentliche Verantwortung überführt werden.

Gernot Linhart

(aus: Gießener Echo, Ausgabe Februar 2016)