Ein Student berichtet – Sechster Erfahrungsbericht über die “Folgen von Corona” in Marburg!
In den nächsten Tagen veröffentlichen wir auf unserer Homepage sowie auf Facebook und Instagram, im Ramen einer gemeinsamen kleinen Kampagne mit unseren Genossinnen und Genossen der Sozialistischen Deutschen Arbeiterjugend (SDAJ) Marburg, verschiedene Erfahrungsberichte über die “Folgen von Corona” in Marburg.
Ein Student berichtet:
“Mein Name ist Daniel, ich studiere im dritten Semester Lehramt Deutsch und Geschichte und würde jetzt ins vierte Semester kommen. Ob das so reibungslos klappt, weiß ich nicht.
Zunächst einmal zu meiner grundsätzlichen Lage: Ich komme aus einer migrantischen, alleinerziehenden ArbeiterInnenfamilie, meine Mutter ist Krankenschwester, die auf Grund mangelnder KiTa-Plätze seit fast 2 Jahren zwangsweise in Arbeitslosigkeit, das heißt auf Hartz IV, verweilen muss. Da reicht das Geld selbstverständlich nicht, um den Sohn an der Universität finanziell zu unterstützen, deswegen bin ich Bafög-abhängig.
Die Maßnahmen und die Ungewissheit in der Corona-Zeit führen dazu, dass ich nicht weiß, ob ich in Regelstudienzeit weiterstudieren kann. Denn unsere Universitätsbibliothek hat geschlossen und ich müsste eigentlich eine Hausarbeit verfassen, dazu fehlen mir aber Bücher und diese sind entweder nur in teuren Bänden zu erhalten, weil sie Teil eins Lexikons sind oder so alt, dass sie nur antiquarisch zu Verfügung stehen. Natürlich gibt es Wege, Bücher zu „stehlen“ (interessant wie das Privateigentum an Patenten und das Urheberrecht einen zur Kriminalität treibt oder den Zugang zu Wissen komplett verhindert, wenn öffentliche Bibliotheken nicht mehr verfügbar sind. Das ist aber ein anderes Thema), da kann man aber nie wissen, ob die benötigten Bücher verfügbar sind oder nicht.
Es wurde zwar bereits angekündigt, dass es einem nicht negativ angelastet wird, jedoch bedeutet das nicht, dass ich nicht in der Regelstudienzeit studieren möchte. Außerdem, so viel wird versprochen, so wenig eingehalten… Man weiß sehr wenig und es ist allesamt eine sehr ungewisse Zeit… An der Universität ist die Lage auch angespannt, auch wenn die Konsequenzen und Maßnahmen sinnvoller erscheinen als in manchen Betrieben.“