“Es ist UNSER Klinikum!” – Mehr Geld, mehr Personal! Das ist Anerkennung!
Seit der Corona-Krise wird der Ruf nach Anerkennung für „systemrelevante Berufe“ wie zum Beispiel Gesundheitsfachkräfte immer lauter. Wie diese Anerkennung aussehen soll, da ist sich jedoch nicht jeder einig. Die Idee einiger Leute: Abendliches Klatschen aus den Fenstern hinaus, um die Anerkennung deutlich zu machen. Was für eine tolle Idee…..Aber was bringt das dem Personal?
In Deutschland ist eine Pflegekraft durchschnittlich für 13 Patienten zuständig – Im Nachtdienst sogar für 19 Patienten. Und in privaten Kliniken sieht das Verhältnis noch einmal schlimmer aus. Das sind also 30 Minuten oder weniger pro PatientIn pro Tag. In diesen 30 Minuten muss alles gemacht werden, von der direkten Betreuung über Papierarbeit bis zur Behandlung von Notfällen. Und das alles im Normalbetrieb, vor der Corona-Krise. Wie diese Zahlen jetzt aussehen, wo wir immer noch ziemlich am Anfang der Pandemie stehen, kann man sich also schon vorstellen.
Anerkennung durch Klatschen ist also bei Weitem nicht genug, dem stimmen sogar Teile bürgerlicher Zeitungen wie ZEIT oder Focus zu. Doch die Politiker sind oft anderer Meinung – noch Ende 2019 ließ die durch Hartz IV und RTL bekannte Bertelsmann Stiftung verlauten, man solle 800 der bundesweit 1400 Kliniken schließen. Gesundheitsminister Jens Spahn unterstützte diese Forderung. Nun hat Spahn ein „Krankenhausrettungspaket“ von mehr als 7 Mrd € angeordert – und die Aussetzung der gesetzlichen Regelungen zur Mindestpersonalbemessung. Bedeutet also im Klartext: Viel Geld für die Aktionäre von Asklepios und Co bei noch größerer Belastung des Personals.
Vorübergehende „Rettungspakete“ für die Pflege sind keine Lösung. Wir brauchen eine gesetzliche Mindestpersonalbemessung, die eine Überlastung von Pflegekräften verhindert und eine Bedarfsplanung statt Fehlversorgung durch Marktmechanismen (mehr zum Thema Fallpauschalen im nächsten Artikel). Die wirkliche Anerkennung des Pflegepersonals darf nicht nur aus symbolischen Maßnahmen bestehen. Wir brauchen besseren Schutz von medizinischen Fachkräften, die mit Covid-19-Erkrankten arbeiten, mehr Personal und besseren Lohn. Um das zu erreichen, müssen wir uns organisieren!