Eine Schülerin berichtet – Neunter Erfahrungsbericht über die “Folgen von Corona” in Marburg!
In den nächsten Tagen veröffentlichen wir auf unserer Homepage sowie auf Facebook und Instagram, im Ramen einer gemeinsamen kleinen Kampagne mit unseren Genossinnen und Genossen der Sozialistischen Deutschen Arbeiterjugend (SDAJ) Marburg, verschiedene Erfahrungsberichte über die “Folgen von Corona” in Marburg.
Eine Schülerin berichtet:
“Wer hätte gedacht, dass man mal als sogenannte „couch-potato“ zu den vorbildlichen Menschen einer Gesellschaft gehört? Ich nicht; aber durch die Kontaktsperre wegen des Coronavirus soll der Zugang und der Kontakt zu Menschen auf ein Minimum reduziert werden. Dies bezieht sich auch auf die Schule /Uni/ Kindergarten/…
Ich möchte zunächst darauf hinweisen, dass ich mich keineswegs beschweren möchte, da es uns hier gut geht (!), jedoch sind die Umstände – schön ausgedrückt – ungewohnt. Jede Familie geht die Sache anders an; wir sitzen morgens alle zusammen am Tisch und erledigen die Aufgaben für den Tag und dabei sind wir auf einige Hindernisse gestoßen. Die Tatsache, dass einige Lehrkräfte weitaus mehr aufgeben, als man normalerweise in der Schule schaffen würde, lasse ich jetzt außen vor.
Die größte Problematik sehe ich persönlich gar nicht im selbständigen Lernen bei älteren Schülern, sondern bei den jüngeren, welche keine älteren Geschwister haben und deren Eltern noch arbeiten müssen; ein Grundschulkind ist nicht wirklich in der Lage a) den ganzen Tag alleine zu sein und b) sich all dieses Wissen selbstständig zu erarbeiten! Das schlimme daran ist meiner Meinung nach, dass die Eltern zum Teil hilflos dastehen und sich, sofern ihr Arbeitsplatz die Arbeit nicht einstellt, Urlaub nehmen müssen. Neben Arbeit, häuslichen Pflichten und dem neugewonnen Nebenjob als Lehrkraft gehen Dinge wie Freizeit ohne Furcht vor Verlusten unter. Dies äußert sich in starker Gereiztheit und vermeidbaren und zusätzlichen Spannungsverhältnissen innerhalb der Familien und im Alltag.
Durch diesen Konflikt merken wir erneut, wie sehr in dieser Gesellschaft doch alles von Geld und Klasse und Schicht abhängt; die Schere zwischen arm und reich wird während dieser Zeit deutlich größer. Sad!“