Neue Marxistische Blätter zum Thema “Keine Stunde Null” erschienen!

Neue Marxistische Blätter zum Thema “Keine Stunde Null” erschienen!

Wir verweisen an dieser Stelle sehr gerne auf die passend zum Tag der Befreiung, am 8. Mai 2020, erscheinende neuste Ausgabe der Marxistischen Blätter zum Thema “Keine Stunde Null“. Dabei dokumentieren wir im Folgenden die Beschreibung zur Ausgabe.

Beschreibung:

Liebe Frau Bundeskanzlerin,

als wir unser Schwerpunktheft unter dem Titel »Keine Stunde Null« planten, gab es noch keine globale Corona-Krise. Fast hätten wir den Fehler gemacht, das Thema unter dem Druck der – z. T. aufgeheizten – Stimmung im Lande über den Haufen zu schmeißen. Denn auch Ihr Krisenmanagement war von Anfang an vom »Kampf um die Köpfe« durchtränkt. Was da alles spekuliert wurde, was Covid-19 mit uns, unserem Zusammenleben, mit der Wirtschaft, der Gesellschaft etc. macht, und natürlich auch mit unserem Bild von der Welt und davon, wie sie regiert wird: »CORONA/ 2020 / ALLES WIRD ANDERS« (Stern, 19.3.), »Plötzlich war nichts wie bisher« (NZZ, 28.3.), »Wirtschafts-Eiszeit: wir rutschen in das Corozän« (manager magazin 4/2020).

Die Liste ließe sich fortsetzen. Ganz ehrlich: Covid-19 tut uns fast ein wenig leid, bei so viel medialem Stuss.

In Ihrer Rede ans Volk vom 18. März haben Sie die Corona-Pandemie als größte Herausforderung seit dem Mauerfall, nein: seit dem Ende des 2. Weltkrieges gewertet. Der »Stern« bemüht das Attentat vom »11. September 2001«, das bekanntermaßen einen weltverändernden »War on Terror« legitimieren sollte. Und US-Präsident Donald Trump taufte Covid-19 »Wuhan- Virus«, um keine Zweifel zu lassen, wen er als eigentlichen Gegner im »War on Virus« sieht.

All das bestätigt uns, dass wir gut beraten waren, bei unserem geplanten Schwerpunktthema »Keine Stunde Null« zu bleiben. Denn weder der 8. Mai 1945 war eine solche, noch wird die »Corona-Krise« als solche in die Geschichte eingehen. Das erste unterstreichen unsere Autoren überzeugend und im Detail. Angefangen mit dem »Mörderischen Finale« der Nazis, über die Nachkriegspläne ihrer Kapitalgeber, die gezielte Restauration alter Macht- und Eigentumsverhältnisse – die Liquidation und anhaltende Delegitimierung der DDR bis zur Aufhebung der Gemeinnützigkeit der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes/Bund der Antifaschisten.

Die Pläne der Arbeiterbewegung bzw. aller Antifaschisten – und nur für einen ganz kurzen Moment auch die Ihrer Partei (siehe ›Ahlener Programm‹) – für eine bessere, friedlichere, nazifreie Zukunft waren andere – und sind es heute noch.

Auch die Corona-Krise ist keine »Stunde Null«. Das Virus ist nur ein Virus, – mit Sicherheit höchstgefährlich, aber strunzdumm, erforsch-, berechen- und bekämpfbar und vor allem kein handelndes Subjekt mit Interessen und Handlungsoptionen. Covid-19 kann ohne Zweifel als »Katalysator« für vorhandene Entwicklungsprozesse wirken oder missbraucht werden bzw. als »Evolutionsbeschleuniger«, wie der Zukunftsforscher Matthias Horx schreibt. Da kommt bestimmt einiges auf uns zu. Und vor allem wird’s teuer! Aber verantwortlich für das was kommt, bleiben immer die Handelnden mit ihren Interessen, Motiven und Prioritäten.

Wenn wir als Marxisten in die Zukunft blicken, lassen wir aus gutem Grunde die Vergangenheit nicht aus dem Auge. Und ob nach Corona »alles besser wird«, wie Ihr CDU-Fraktionsvorsitzender uns weismachen möchte, darf historisch begründet bezweifelt werden. Denn nicht nur 1945/49, sondern auch 1989/90, hat es keinen wirklichen Neuanfang zum Besseren für die arbeitenden Menschen (!) gegeben, weder einen »christlichen Sozialismus«, noch »blühende Landschaften«.

Besser wird auch im Corona-Jahr 2020 nichts von alleine. Auch deshalb bleiben wir der Tradition, den Forderungen und Zukunftsvorstellungen des antifaschistischen Widerstandes verpflichtet. Mit kämpferischen Grüßen

Lothar Geisler                                   Ulrich Schneider
(Verantwortlicher Redakteur)            (Verantwortlich für das Schwerpunkthema)