Neue Marxistische Blätter zum Thema “Karl & Rosa – 1871-2021” erschienen!
Wir verweisen an dieser Stelle sehr gerne auf die neuste Ausgabe (1/2021) der Marxistischen Blätter zum Thema “Karl & Rosa – 1871-2021“, die auch in unserem uz-shop zu beziehen ist. Im Folgenden dokumentieren wir das Editorial zur Ausgabe.
Editorial:
Als Titel dieser Ausgabe haben wir “Karl & Rosa – 1871-2021” gewählt. Aus Gründen. Denn das Jahr 1871 hat etwas Symbolisches. Es ist Gründungsjahr des Deutschen Reiches, als Voraussetzung für die rasante Entwicklung des Kapitalismus und die Formierung der Arbeiterklasse in Deutschland. Und es ist Geburtsjahr von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg, zwei Führungspersönlichkeiten eben dieser Klasse, deren historische Aufgabe es ist und bleibt, Geburtshelferin einer besseren, demokratischeren, friedlicheren Gesellschaftsformation zu werden, die wir Sozialismus nennen. Also drei (!) Anlässe zum Feiern. (Siehe dazu auch den Beitrag von Franz Mehring zum 25. Jahrestag der Reichsgründung.) Die deutsche 1871er-Einheit war zwar nicht das Ergebnis einer demokratischen Revolution von unten, sondern einer Revolution von oben, so der marxistische Historiker Ernst Engelberg (1909-2010). Mit nachhaltigen Folgen. Im neuen preußisch-deutschen Reich bildete sich zunächst die bonapartistische Diktatur Bismarcks im Interesse der Junker und der Großbourgeoisie heraus, der aggressivsten Klassen der deutschen Gesellschaft, sowohl nach innen, als auch nach außen … Der junkerlich-großbürgerliche Militarismus, der seit 1871 siegte, schuf ein solch materielles Instrument und eine solch ideologisch-politische Atmosphäre, dass später im Zeitalter des Imperialismus Monopolkapitalisten und Junker den Kampf um den ›Platz an der Sonne‹, den ganz kommunen Kampf um Absatzmärkte und Rohstoffbasen gegen ihre imperialistischen Konkurrenten aufnehmen und bis zum ersten Weltkrieg weitertreiben konnten.
Und darüber hinaus, möchte man ergänzen. Denn wer sich materielles Instrument und politisch-ideologische Atmosphäre über Weimarer Republik und faschistisches “3. Reich” bis in die heutige Bundesrepublik anschaut, sieht Kontinuitätslinien und erkennt schnell, dass wir unser Schwerpunktthema zukunftsorientierte Handlungsorientierung verstehen, – vor allem gegen Krieg, Militarismus und imperialistische Aggression nach innen und außen. Thomas Metscher formuliert darum Gedanken zu einem klassischen Wort, das so häufig zitiert, aber so wenig verstanden wird:” Übergang zum Sozialismus oder Rückfall in die Barbarei”. Volkmar Schöneburg stellt in seinem historischen Abriss Karl Liebknecht und die Klassenjustiz dar, wie der Anwalt-Politiker erstmals umfassend und differenziert Wesen und Erscheinungsformen der Klassenjustiz analysiert hat, hilfreich bis in unsere Tage. Die Notwendigkeit von Antimilitarismus im Geiste Liebknechts, über die Gerd Deumlich wenige Jahre nach der deutschen 1989/90er-Einheit schrieb, hat heute leider an Aktualität gewonnen. Rosa Luxemburg sind drei Beiträge gewidmet. Anne Rieger würdigt ihre Bedeutung für die Arbeiterbewegung als Vorkämpferin für Frauenrechte und revolutionäre Realpolitik. Holger Wendt befasst sich kritisch mit ihrer ökonomischen Imperialismus- Analyse und speziell ihrer marxistischen Variante der Unterkonsumtionstheorie, d. h. einer Krisenerklärung, die Widersprüche zwischen Produktion und Markt ins Zentrum der Betrachtung stellt. Bei Raimund Ernst steht Rosa Luxemburgs “Junius-Broschüre” im Zentrum. Mit ihr hat sie sich um die Analyse der Ursachen des 1. Weltkrieges verdient gemacht. Beleuchtet wird auch die Frage nationaler Kriege im Zeitalter des Imperialismus. Eckhard Müller und Holger Czitrich-Stahl schließen das Thema ab mit einer Skizze der letzten Werkausgaben und Quelleneditionen von Rosa Luxemburgs Texten. Und in unserer Beilage formulieren Lühr Henken (Kasseler Friedensratschlag) und Ellen Brombacher (Kommunistische Plattform) aus ihrer Sicht Aufgaben für die Friedenskräfte im Wahljahr 2021.