Streikrecht verteidigen – Hessische Metaller solidarisch mit Kollegen im Gesundheitswesen

An folgender Stelle dokumentieren wir, aus Anlass der aktuellen Maßnahmen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie, den Artikel “Streikrecht verteidigen” von  aus der aktuellen Ausgabe der UZ (Unsere Zeit; Sozialistische Wochenzeitung – Zeitung der DKP).

Streikrecht verteidigen

Hessische Metaller solidarisch mit Kollegen im Gesundheitswesen

Ein Zeichen praktischer Solidarität über Gewerkschafts- und Branchengrenzen hinweg haben die IG-Metall-Vertrauensleute bei Bosch im mittelhessischen Lollar gesetzt. Nachdem am 24. November der ärztliche Geschäftsführer der bundesweit bisher einzigen privatisierten Universitätsklinik Gießen-Marburg (UKGM) sowie ein weiterer Professor in einem öffentlichen Aufruf ver.di aufforderte „in Zeiten der Pandemie vom Arbeitskampf lassen“, zeigten die Vertrauensleute Gesicht und veröffentlichten in sozialen Medien folgenden Post: „Wir solidarisieren uns mit dem Gesundheitspersonal. Wir halten das für eine Frechheit. Würde die Geschäftsführung freiwillig ausreichend Personal aufbauen und das Pflegepersonal besser bezahlen, müsste auch niemand streiken. Da das Klinikum aber ein privates Unternehmen ist und nach Profitlogik wirtschaftet, ist das einzige effektive Mittel um bessere Arbeitsbedingungen zu erkämpfen der Streik. Die Geschäftsführung kämpft ununterbrochen gegen die Rechte der Beschäftigten.“

Die Aufforderung der beiden Professoren zum Arbeitskampfverzicht beantwortete der zuständige Gewerkschaftssekretär von ver.di, Fabian Rehm, wie folgt:

„Fragen wir uns doch mal wer alltäglich den Arbeitskampf organisiert! Ist es denn kein Arbeitskampf, wenn der OP-Tisch wieder länger läuft und der pünktliche Feierabend wieder nicht klappt? Ist es denn kein Arbeitskampf, wenn die befristete Stelle nicht verlängert wird? Ist es denn kein Arbeitskampf, wenn die Schwangerschaftsvertretung plötzlich doch nicht eingestellt wird? Ist es denn Arbeitskampf, wenn Stellen abgebaut werden? Ist es denn kein Arbeitskampf, wenn das ganze Klinikum wie ein x-beliebiges Gut an der Börse hin und her geschoben wird? Ist es denn kein Arbeitskampf, wenn die Stellenerhöhung seit Jahren nicht durchgeht? Ist es denn kein Arbeitskampf, wenn das kostenlose Jobticket seit Jahren verweigert wird? …

Ist es denn kein Arbeitskampf, wenn öffentliche Gelder in private Taschen wandern? Ist es denn kein Arbeitskampf, wenn die Aktionäre Dividende kassieren? Ist es denn kein Arbeitskampf, wenn der Arbeitgeber nicht mal einen Corona-Bonus zahlt? Ist es denn kein Arbeitskampf, wenn nicht mal ein Angebot in den Tarifverhandlungen gemacht wird?

Aber dazu sagen die Herren Professoren nichts. Zu Wort melden sie sich, wenn sich gegen den Normalzustand gewehrt wird. Traurig.“